“Es zeichnet sich ganz klar ab, dass sich Nachhaltigkeit fest in unserem Finanzsystem verankern wird. “

Petra Sander ist CSO der Helaba. Im Interview des Monats erklärt sie, wie sich das Geldhaus den Herausforderungen der kommenden Jahre stellt, um sowohl seinen Beitrag zum Erreichen der Pariser Klimaziele zu leisten, als auch seine Rolle in einem nachhaltigen Finanzsystem zu stabilisieren. Welche Bedeutung dabei Daten zukommt, warum die Weiterbildung der Mitarbeitenden in der Nachhaltigkeitstransformation strategieweisend ist und wie sich Petra Sandner die Kunde-Bank-Beziehung der kommenden Jahre vorstellt, lesen Sie nachfolgend.

dfv EFG: Sehr geehrte Frau Sandner, der Countdown bis 2030 läuft: Wie erleben Sie dieses Grüne Jahrzehnt als CSO der Helaba zum Erreichen der Pariser-Klimaziele?

Sandner: Die weltweite Vereinbarung zur Begrenzung der Erderwärmung hat enorme Veränderungen angestoßen. Im Kern geht es darum, die endlichen Ressourcen als solche anzuerkennen und die externen Effekte aus dem menschengemachten Eingriff in den Kohlenstoffkreislauf in geschäftliche Entscheidungen einzubeziehen. Bisher gab es wenige Themen, die derart tiefgreifende Veränderungen für unser Denken und Handeln mit sich bringen und dadurch so viele Bereiche einer Bank bzw. eines Unternehmens tangieren. Wir stehen diesen Veränderungen positiv gegenüber und sehen die Gestaltungsmöglichkeiten sowie die Chancen, die damit einhergehen – für uns als Helaba und für unsere Kunden. Die richtigen Antworten und Angebote zu entwickeln – das macht meine Aufgabe enorm spannend, aber auch herausfordernd.

 

dfv EFG: Welche Meilensteine konnten Sie auf diesem Weg bisher erreichen?

Sandner: Wir haben unser Nachhaltigkeitsprogramm HelabaSustained in 2020 begonnen und rückblickend haben wir in den letzten drei Jahren enorm viel erreicht. Nachhaltigkeit hat heute einen wichtigen Stellenwert in unseren zentralen Wertschöpfungsprozessen und in unseren strategischen Handlungsfeldern. Das geht weit über reine Ausschlusskriterien bei Finanzierungen hinaus und ist geleitet von der Frage, wie wir unsere Kunden bestmöglich in deren Transformationsprozess unterstützen können. Deshalb war einer der ersten Meilensteine unseres Programms die Gründung eines spezialisierten Sustainable Finance Advisory Teams. Auch auf der Produktseite haben wir uns weiterentwickelt. Als Kompass für unser geschäftliches Handeln haben wir ein Rahmenwerk für nachhaltige Finanzierungen implementiert, das sowohl regulatorische Kriterien (die Taxonomie) als auch z.B. die Sustainable Development Goals berücksichtigt. Auf dieser Basis wollen wir bis 2025 eine Quote von 50 % nachhaltiger Finanzierungen in unserem Finanzierungsportfolio erreichen. Ende 2022 lagen wir bereits bei 46 % und sind damit unserem Ziel schon sehr nahe.

 

dfv EFG: Daten sind der Rohstoff zum Bau eines nachhaltigen Finanzsystems. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie in der Schnittstelle zwischen Nachhaltigkeit und Digitalisierung?

Sandner:Vor einigen Jahren habe ich noch oft gehört, dass Nachhaltigkeit ähnlich wie Digitalisierung ein vorübergehender Trend ist. Beides hat sich als nicht zutreffend erwiesen. Nachhaltigkeitstransformation ist mehr denn je auf Daten angewiesen sowie auf automatisierte Prozesse zur Erhebung und Analyse. Das bietet enormes Potenzial für die Integration von Digitalisierung und für Innovationen. Eine Herausforderung dabei ist die Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit von Daten, um daraus aussagekräftige und nutzbringende Informationen zu generieren.

 

dfv EFG: Das Thema Nachhaltigkeit ist strategieweisend. Die Position des CSO ist beispielsweise eine relativ neue Position auf dem Arbeitsmarkt. Wie gelingt es der Helaba, das Thema Sustainability auf alle Mitarbeiter.innen und auf ihre gesamte Personalstrategie zu übertragen? 

Sandner: Nachhaltigkeit tangiert alle Bereiche der Bank. Deshalb ist es wichtig, die Mitarbeitenden auf dem Weg mitzunehmen und einzubinden. Dies gelingt uns beispielsweise über unterschiedliche Formate zur Wissensvermittlung von Mitarbeitenden für Mitarbeitende oder über maßgeschneiderte Schulungen. Auch über die aktive Mitarbeit einer Vielzahl von Kolleginnen und Kollegen im Nachhaltigkeitsprogramm HelabaSustained haben wir Nachhaltigkeitsthemen in der Breite ins Haus hineingetragen. Außerdem haben wir unseren Mitarbeitenden aktiv zugehört und in den letzten zwölf Monaten eine Reihe von neuen Maßnahmen umgesetzt. Dazu gehören die Auszahlung einer Nachhaltigkeitspauschale zur Nutzung individuell passender Mobilitätsangebote wie ein Jobrad oder das Deutschlandticket. Insgesamt haben wir in letzter Zeit des Öfteren sehr positives Feedback von Bewerbenden auf das authentische Nachhaltigkeitsprofil der Helaba erhalten. Das macht uns stolz und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. In Zukunft wollen wir unsere Nachhaltigkeitspositionierung weiter aktiv stärken und so nicht zuletzt unsere Arbeitgeberattraktivität für Mitarbeitende erhöhen.

 

dfv EFG: Die Transformation zur Nachhaltigkeit ist die wichtigste gesellschaftliche Herausforderung unserer Zeit. Welche Auswirkungen hat diese für die Kunde-Bank-Beziehung in den kommenden Jahren?

Sandner:

Es zeichnet sich ganz klar ab, dass sich Nachhaltigkeit fest in unserem Finanzsystem verankern wird. Der Dialog zwischen Kunde und Bank wird noch intensiver und transparenter werden und um die Dimension Nachhaltigkeit erweitert. Es wird in dem Dialog nicht nur darum gehen, bestimmte nachhaltigkeitsbezogene Daten vom Kunden zu erfragen. Vielmehr erwarten Kunden von ihren Kapitalgebern, dass sie sie auf dem Weg ihrer eigenen Nachhaltigkeitstransformation kompetent unterstützen und begleiten. Auch hier sind Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen das A und O einer guten Kunde-Bank Beziehung. Diesen Werten hat sich die Helaba-Gruppe schon seit langem verpflichtet.

 

dfv EFG: Vielen Dank Frau Sandner!